Marketer Talk mit Viktoria Veider-Walser
Das sind die Themen:
Krise als Chance für strategische Neuausrichtung In 2021 startete Kitzbühel sein Markenstrategie-Projekt in einer Phase, in der die Tourismusbranche stillstand. Anstelle von Passivität nutzte das Team die Pandemie, um grundlegend in die Zukunft zu denken. Der erste Schritt war unkonventionell: Man holte knapp 70 Personen an den Tisch – von Nachbarn bis Unternehmern – und schuf ein kollaboratives „Zukunftsbild". Dadurch entstanden klare, strategische Handlungsfelder, die nicht nur extern wirken, sondern das gesamte Team dahinter verankern.
Zurück zu den Wurzeln schafft klare Positionierung Kitzbühel erkannte: Je länger man im Business ist, desto leichter verliert man aus den Augen, wofür man eigentlich steht. Durch eine Bestandsaufnahme wurde deutlich, dass die breite Angebotspalette in der Kommunikation zu Profillosigkeit führte. Die Lösung war eine Rückbesinnung auf die DNA: Sporterlebnis in der Natur und Bewegungsfreiheit. Diese Klarheit durchzog dann konsistent die neuen Designs, den Look und die gesamte Markendarstellung.
Design-Mutige Entscheidungen gegen Industriekonventionen Ein 50 Jahre altes Logo anzutasten gilt in Tourismusorganisationen als Tabu. Kitzbühel tat es dennoch – und verzichtete dabei auf die Standard-Bildsprache von glücklichen Paaren auf Skipisten. Stattdessen wurde das Branddesign bewusst „verrückt" und mutig gestaltet. Diese Entscheidung hätte scheitern können, wurde aber vom gesamten Aufsichtsrat abgesegnet. Das zeigt: Konsistente interne Überzeugungsarbeit und ein klares Narrativ („Erfolg kommt durch Mut") ebnen den Weg für auch für unkonventionelle Maßnahmen.
Partnerschaften intelligent nutzen mit limitiertem Budget Mit kleineren Etats als andere Organisationen setzt Kitzbühel auf Partnerschaften als Multiplikatoren-Effekt. Statt klassischer Mediabuchung entstehen kreative Kooperationen mit anderen Marken, wo gegenseitige Sichtbarkeit und Zielgruppen-Nutzung im Vordergrund stehen. Dadurch erzeugt man Reichweite ohne proportionale Budgetausgaben – ein Modell, das besonders für mittelständische Unternehmen mit Sichtbarkeitsanspruch spannend ist.
KI-Integration im Hintergrund für Effizienz, nicht für Marketing-Spektakel Kitzbühel setzt ChatGPT für Textqualität ein (von Bewerbungen bis Pressemitteilungen) und nutzt Chatbots zur Automation einfacherer Gashanfragen. Wichtig ist hier die realistische Perspektive: Das Team erwartet keinen Wettbewerbsvorteil, sondern sieht KI als Werkzeug zur internen Effizienzsteigerung. Der Gast soll ein besseres Erlebnis bekommen – durch weniger Reibungsverluste beim Einchecken oder bei Informationssuchen, nicht durch KI-Augenwischerei.
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